Mittwoch, 8. Juli 2015

Bodhidharma



Als Begründer des Chan-Buddhismus gilt der indische Mönch Bodhidharma. Er ist der 28. Nachfolger Buddhas. Bodhidharma wurde als dritter Sohn des Königs Sughanda um 440 n. Chr. in der Nähe von Madras geboren. Er war Krieger und buddhistischer Mönch. In China nennt man ihn Da Mo (Ta Mo), in Japan Daruma. Bodhidharma war in Staatskunde, höfischer Etikette, den buddhistischen Lehren und im Kuttu Varisai ausgebildet. Letzteres ist eine indische Kampkunst, die das spätere Shaolin Kung Fu wesentlich beeinflusste.
Bodhidharma verließ seine indische Heimat per Schiff und wanderte über den Himalaja nach China, wo er den chinesischen Kaiser Wu Di traf. Danach zog er in die Song Shan-Berge zum Shaolin Kloster. Berichten zufolge meditierte er dort neun Jahre lang in einer Höhle über dem Kloster, ehe er Erleuchtung erlangte. Aufgrund seiner eigenen Meditations-Praxis begründete Bodhidharma im Shaolin Kloster den Chan-Buddhismus, dessen erster Patriarch er wurde. Der Name „Chan“ kann als „Meditation“ oder „Versenkung“ übersetzt werden. Charakteristisch für den Chan-Buddhismus ist der Gedanke, dass Erleuchtung durch Versenkung und Meditation erreicht werden kann und man dadurch plötzlich und intuitiv das eigene innerste Buddha-Wesen erkennt.
Chan (japanisch: Zen) ist eine Form des Mahayana-Buddhismus, die sich auch mit taoistischem und konfuzianistischem Gedankengut anreicherte. Chinesisches Denken und indische Philosophie flossen in einander und entwickelten sich zu einer eigenen geistigen Disziplin, die vor allem die praktischen Aspekte des Buddhismus betonte. Übung und persönliche Erfahrung werden über das Studium von Schriften gestellt.
Als Ausgleich zum stundenlangen sitzenden Meditieren entwickelte Bodhidharma Körperübungen für die Shaolin Mönche. Weil er nicht nur Mönch, sondern ebenso Krieger war, hatten diese Übungen teilweise einen sehr kämpferischen Charakter (Shaolin Kung Fu). Auch in der Kampfkunst liegt das Hauptgewicht auf praktischen Übungen und der Lenkung des Geistes.
Bodhidharma verfasste zwei Sutras (Leitfäden) – Yi Jin Jing und Xi Sui Jing. Die Yi Jin Jing-Übungen – bekannt als Shaolin Qi Gong – dienen zur Lockerung und Gesunderhaltung des Körpers und ermöglichen in Kombination mit Atemtechniken die Lenkung des Qi, der Energie. Xi Sui Jing beinhaltet geistige Übungen, um das Qi zu steuern, und wurde bis vor wenigen Jahren noch streng geheim gehalten. Es erfordert jahrelange, wenn nicht jahrzehntelange Übung. Darüber hinaus werden 18 Grundübungen Bodhidharma zugeschrieben, die zur Basis des Shaolin Kung Fu wurden. Ebenfalls erhalten blieb die Form Luohan Shiba Shou, die direkt auf Bodhidharma zurückgeführt wird. „Luohan“ bedeutet „Schüler von Buddha“. „Shiba“ ist die Zahl „18“. „Shou“ heißt wörtlich „Hand“ und steht für die verwendete Technik. Ergänzend zu diesen Übungen führte er das Wǔ Dé (Die Tugenden der Kampfkunst) im Shaolin Kloster ein, das bis heute Gültigkeit besitzt. Wǔ Dé setzt sich zusammen aus Wǔ Shu (Kampfkunst) und Dao Dé (Tugendhaftigkeit). Kampfkunst geht über das Erlernen gewisser Bewegungsabläufe hinaus, sie ist auch eine Form der Lebens- und Geisteshaltung. Geduld, Beharrlichkeit und ein starker Wille sind nötig. Nicht ein äußerer Gegner wird dabei überwunden, sondern der Übende überwindet sich selbst, schult seinen Charakter, seinen Geist und seinen Körper.

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